Dwa Oświecenia. Polacy, Żydzi i ich drogi do nowoczesności

BSB Bayerische StaatsBibliothek MDZ Münchener DigitalisierungsZentrum Digitale Bibliothek Behr, Isaschar Falkensohn Gedichte von einem pohlnischen Juden Mietau ; Leipzig 1772 P.o.germ. 426 m urn:nbn:de:bvb:12-bsbl0108524-2 VD18 10980016 P.o. germ 426 m Gedichte von einem polnischen Juden. Mietau und Leipzig, bei Jakob Friedrich Hinz. 1772. BIBLIOTHECA REGIA MONECENSIS Bayerische Staatsbibliothek München Sr. Excellenz, dem Hochwohlgebohrnen Herrn Herrn Friedrich Ewald Fircks, Königl. Polnischen Landrath des Pilthenschen Kreises in Kurland Erbherrn auf Schloss-Hasenpoth, Kalwen, Remessen, Stricken u. f. w. Hochwohlgebohrner Freiherr Gnädiger Herr, Das besondere Glück, Ew. Ex. auf eine vorteilhafte Art empfohlen worden zu sein, slösst mir die Kühnheit ein, Ihnen diese kleine Liedersammlung in tiefster Untertänigkeit darzureichen. Ew. Ex. find ein zu feiner Kenner, als das Sie in diesen Gedichtchen die Züge einer noch jungen Muse nicht bemerken sollten; allein, da ich für jetzt kein besseres Merkmaal meiner aufrichtigen Verehrung geben kann, so schmeichle ich mir, Ew. Ex. werden diese ersten Früchte meines Fleisses gnädigst aufnehmen. Der gemeine Ruf, dass Sie vor allen ein eifriger Verehrer und Beförderer der Wissenschaften sind, lässt mich keinen Augenklick fürchten, Ihnen durch diese Kühnheit zu missfallen. Hat diese kleine Liedersammlung gar das Glück einen günstigen Aufnahme; so werde ich mich eifrigste befleissen, auch vom Fortgange meiner ernsthaften Studien Ew. Ex. Rechenschaft geben zu können. Ich empfehle mich fernerhin zu gnädigem Wohlwollen, und verharre stets Hochwohlgebohrner Freiherr Gnädiger Herr, Dero Berlin den 26. Nov. 1771 unterthänigster Knecht Der Verfasser. Schreiben an einen Freund, Theuerfter Freund, Ihr Urtheil kann es entscheiden, ob meine Lieder gedruckt, oder verbrannt werden follen. Halten Sie ihr Urtheil nicht zurück; fonst werde ich schwerlich mich zu etwas entschlieffen können. Meine Gründe pro und contra find diese: Jeder Autor, und vor allen ein Dichter, der seine Werke bekannt machen lässt, rust dem Publikum mit lauter Stimme zu: Dicam insigne, recens, adhuc indictum orc atio! wenigstens glaubt das Publikum diese Worte zu hören. Und was meinen Sie? kann ich dieses ausrufen? In meinem Büchlein wird schwerlich neues zu finden sein, es wäre denn der Titel: Lieder eines pohlnischen Juden. — In der That mögen diese Worte wohl in ein paar tausend Jahren nicht beisammen gestanden haben; und die Herren Kunstrichter werden vielleicht so gütig sein, und mir wegen diester Seltenheit alle Fehler übersehen. Allein ist es dann damit abgetan? Der Titel ist ganz neu, allein das Büchlein ziemlich alt, wird der freundliche Lefer lächeln; was hilft der alten Jungfer das neue Kleid und der jugendliche Name Adelheide? — — Was hilfts dem schlechten Büchlein, dass sein Verfasser ein polnischer Jude ist? Denkt und fühlt der polnische Jude nicht wie ein Mensch? frag’ ich selber. — — Und der ernsthaste seine Kunstrichter wird vielleicht sagen: hätte dieser polnische Jude, der diese ziemlich niedlichen Liederchen gemacht hat, nicht eine Zeit lang warten können, um als ein kleines Wunderwerk zu erscheinen? Sehen Sie, mein Liebster, lauter wichtige Fragen! Doch diese find es noch nicht alle. Erregen nicht die Worte: polnischer Jude, in der Seele das Bild eines Mannes, schwartzvermummt, das Gesicht verwachsen, die Blicke finiter, und rauh die Stimme? Wird die angewöhnte missverstandene Frömmigkeit einiger zärtlichen Leserinnen, das Bild nicht grässlicher malen, als es meine armen Landesleute wirklich find? Und wird dieses lebhafte Bild meinen Liedern nicht nachtheilig sein? Wird nicht sie und da eine liebenswürdige Leserin neugierig wissen wollen: in wie weit der Verfasser dieser deutschen Lieder, in Ansehung derselben, das Recht hat, sich nach seinem pohlnischen Vaterlande zu nennen, da er doch schon ziemlich deutsch gelernt? — Gerne wollte ich alle, und vor allen die Leserinnen befriedigen; doch wie? — Ich war willens, diesem kleinen Werkchen eine lange Vorrede anzuhängen. Da wollte ich erstlich dem Publikum mit lauter Stimme zurufen: Mir ist kein neues Lied gelungen! Ich finge nicht wie Uz gesungen. An Klange keinem Ramler gleich! Und fucht ihr Gleims und Saphos Lieder — Ach! legt geschwind mein Büchlein nieder! Um euer Geld beklag ich euch ! In der That verlöre jeder höchstens acht Groschen! Und wer die Vorrede ungelesen überschlüge, dessen eigne Schuld wär’ es, wenn er das ganze Büchlein vergebens um etwas neues durchsuchte: — dann wollt’ ich den zärtlichen Leserinnen, welche eine Süssigkeit mit Ver¬gnügen taufendmahl hören, wenn sie nur von einem schönen Munde kommt, laut zurufen: Ihr Zärtlichen, Kein falsches Bild! Ihr müsst mich lehn, Ich bin nicht wild, Vielleicht gar schön! Voll Sehnsucht blickt, Mein Augenpaar, Und Puder schmückt Mein Lockenhaar! Mein Bart ist glatt, Und glätter hat, Ich sag es kühn, Kein Jüngling ihn! Mein Rock ist grün, Und ziemlich schön, Ihr solltet ihn Nur einmahl sehn: Ihr wärt mir hold, Denn ihn schmückt Gold! Ihr Zärtlichen, Kein falsches Bild! Ihr müsst mich sehn, Ich bin nicht wild, Vielleicht gar schön! Sehen Sie, Bester, diese Zurusung würde ge¬wiss meine Liederchen beliebter machen. — Dann wollt’ ich zu verstehen geben, dass ich zwar schon seit 1768 den Studien mich gewiedmet habe, dass ich aber zu dieser Zeit, als Jüngling lernen musste, was sonst ein Kind von sechs Jah¬ren schon weiss; das ist, deutsch und latein lesen. — Den Herren Kunstrichtern wollte ich sagen, dass ich diese Gedichtchen nur in Erholungsstunden entworssen hätte, da meine Seele von den beschwerlichen und mannigfaltigen Wissenschaften der Arzneikunst ermüdet gewesen; und endlich, dass diese heilsame Kunst mir täglich reizender wird, und mir alle Lust benimmt, an die Politur dieser Gedichtchen fernere Zeit zu verwenden! — Dieses alles, theuerster Freund, und noch mehr wollte ich in der Vorrede sagen: allein, aufrichtig! Ich kann keine machen! — Mein Freund, Herr H. meint: mein prosaischer Styl sei erbärmlich schlecht, und prosaisch müsste sie werden. Eigentlich lauten meines Freundes, H. H. Worte so: Liebster Freund, Sie verstehen die Göttersprache besser, als die Sprache der Menschen! — allein ist es nicht rein deutsch, eben so gut, als: mein Herr, ihre Prosa so gern, als alles in der Welt: doch der Tadel meines Freundes hat mir die Lust benommen, eine Vorrede zu machen! — was meinen Sie? wenn — beim Donnerer! der Einfall ist nich erst durchlesen — ja beym Apoll, und allen Musen! dieser Brief, so wie er ist, mit der erbärmlich schlechten Prosa, mit den kleiden Knüttelverslein, keine Silbe abgeändert, wird dem Werkchen vorgesetzte. Nun rathen Sie mir nur, ob ich meine Lieder zum Druck hingebe, oder verbrenne? Rathen Sie mir aber ja das erste; sonst folge ich ihrem Rathe nicht. — Noch eins, ein Freund hat mir zum Motto diese Verte ausgesucht: Quod si me lyricis vatibus inseres Sublimi seriam sidera vertice! Ich selber aber erwählte diese: Stulta est clementia, quum tot ubique Vatibus occturras, periturae parcere chartae. Was meinen Sie, welche passen sich besser? Ich dächte, man liesse beide weg! — Nun etwas von den Neuigkeiten zu Berlin! — in des Herrn D. J. Hause befindet fich ein verstümmeltes Gemälde, worauf nur acht Musen zu sehen find, und foll folgende Begebenheit mit veranlasst haben. Apoll, der seit ein Morgen auserwacht, Die fernen Welten alle stets durchstreichet, Erblickt in einem Saal der Musen acht, Und zehn der Schönen, um die Amor lacht, Im andern Saal, der Iunos Wohnung gleichet. Er blieb erstaunt, als er die Mädchen sah Die sanst bestürzet vor ihm ausgestanden, Und sprach zur zweiten: Wer,o sanste Thalia, Sind diese holden Halbgöttinnen da, Die, Muse, in dir eine Freundin fanden ? Sie ward dem Purpur gleich im Angesicht, Und sprach; Verzeihe! wir find J. Töchter! Ich schwor’ es dir bei diesem Tageslicht, Ich bin sein Gott, o Muse leugne nicht; Ja, schwör’: ich sei kein. Gott! du schwörst gerechter! Sie kennen die sanste Elisabeth! Ist dieser Irrtum dem Gott nicht zu verzeihen? Vielleicht hat sie mehr Recht zur Musenschaft, als er zur Götterschaft! Ich bin u. f. w. Antwort. Mein Freund, Eher getrauete ich mir einen schnellen Strom in seinem Laufe auszuhalten; einen Verliebten aus seiner Liebe, einen Geizigen aus seinem Geize; ja! die lächerliches — aus dem Wahne zu schwatzen, dass die allverzehrende Zeit über ihre Reizungen keine Gewalt gehabt und sie noch immerfort mit Fortgange die Kokette spielen könne, als, — o! grösste der Unmöglichkeiten! — einen jungen Dichter zu bereden, dass er die Erstlinge seiner Muse dem Vulkan opfere. Wie haben Sie also vermuten können, dass ich mich Ihrem Entschluffe, ihre Gedichte drucken zu lassen, durch meinem Rath widersetz n würde? Denn — — gedruckt, oder verbrannt sollen sie doch nun einmal sein, und das — — sehr weisslich. Sie haben sich der Arztneigelahrtheit gewidmet, Sie kennen die lange lange Bahn, und eine jede ihrer häufigen Krümmungen, welche nicht, wie die fremden Länder von unsern Reisenden, durchlausen; sondern mit felir langsamen gemessenem Schritte durchgangen sein wollen, ehe man in dieser Wissenschaft zu dem Ziele gelanget, welches zu erreichen ein jeder für seine Pflicht halten wird, der sie nicht, wie es wohl zum Nachtheil des menschlichen Geschlechts nur allzu häufig zu geschehen pslegt, als ein Handwerk treibet. Keiner, seine natürliche Fähigkeit mag noch so gross sein, hat, meiner Meinung nach, auf diesem Wege, wenn er ihn mit Ruhm zurücklegen will, für Gegenstände, die ausser demselben liegen, einen Augenblick zu verlieren übrig; und Sie, mein Freund, der Sie, mich mit Ihnen auszudrücken, so wie leider! die meisten unserer Nation, als Jüngling das zu erlernen angefangen, was bei andern Nationen ein Kind schon, weiss, wie viel haushälterischer müssen Sie nicht mit der Zeit sein? Machen Sie sich demnach je eher je lieber von ihren sämmtlichen Gedichten los, gehen Sie damit den Kritikern dreist unter die Augen, ahmen Sie nicht jenem spartanischen Jünglinge nach, der, seinen begangenen Fehler zu verbergen, den Raub unterm Mantel behielt, und sich bis ausm Knochen von demselben verzehren liess. Die Richter sind, strenge, es ist wahr, aber die, um deren Beifall zu bekümmern es sich einzig und allein die Mühe verlohnet, haben zu viel Einsicht, die Gesetze genau nach den Worten, ohne Rücksicht auf die Nebenumstände, welche sie lindern müssen, zu vollziehen; und welche Gnade haben Sie sich alsdenn nicht nötigenfalls zu versprechen? Multa donanda ingeniis puto, sed donanda uitia, non porlenta; welche vortressliche Regel, die Gränzen der kritischen Gnade zu bestimmen! Sie find zu stolz, sich dieser Einschränkung nicht willig zu unterwersen, und ich — ich schweige, ich bin ihr Freund; ein unzuläsfiger Richter; und mag auch den Herren Kritikern, für die ich eine tiefe Achtung hege, mit meinem Urteile nicht vorgreisen. O der Bedenklichkeiten, welche kein Ende nehmen! Den Schönen wollen Sie vornehmlich gefallen. Ein Wort im Vertrauen. Sie erinnern sich ohne Zweifel der vortrefflichen Scene beim Thomas Jones, da der Held in des Dowlings, oder Zeyerndorss Gesellschaft, beim Glase, seiner geliebten Sophia in den Worten des Horaz: pone me, pigris ubi nulla campis etc. dulce ridentem Lalagen amabe, dulce loquentem. gedenkt, ihre Gesundheit trinkt, und der Chikanendrechsler, indem er Bescheid thut, sagt: Wohl! hier ist Miss Lalagens Gesundheit, sicherlich, so manch schönes mal habe ich ihre Gesundheit trinken hören, ohne sie von Person zu kennen; sie soll aber, wie ich von Hörensagen habe, sehr schön sein. Höre ich in den Vorreden zu deutschen Gedichten, von Schönen, von ihrem Beifalle, von Bestreben ihn zu erhalten, und dergleichen mehr schwatzen; o! so möchte ich vor Ungeduld auf eine beinahe ähnliche Art mit dem Dowling sagen: Meine Herren Dichter! Sie schreiben itzt in Profa; es ist nicht zu vermuten, dass Sie vom Wesen der Einbildung, vom Wesen ihrer eigenen Schöpfung sprechen wollen: haben Sie viele Schönen kennen gelernet, die ihre Muttersprache verstehen, und die Schönheiten eines Klopstocks, eines Ramlers, eines Wielands, einzusehen vermögen, so wünsche ich Ihnen Glück dazu, aber vor mir füllen die deutschen Schönen noch geboren werden, deren geringster Kummer es nicht ist, ob sich jemals in Deutschland zwei Zeilen gereimet, oder nach gleichen Silben abmessen lassen, ja! welche aufser dem Ehekontrakt, cum annexis, jemals zwei Zeilen deutsch mit Vergnügen gelesen. Verstehen Sie mich aber recht, ein Wort im Eifer ist freilich der Wahrheit nicht immer vollkommen angemessen; nun ja doch, hier und da giebts in Deutschland auch ein Frauenzimmer, welche sich nicht verbunden zu sein erachtet, mit den französischen Moden auch zugleich eine Verachtung gegen ihre Muttersprache zu adoptieren; allein ist ein solches Frauenzimmer nicht merkwürdig, und was kann wohl merkwürdiger sein, als dass es merkwürdig ist? Ob das Publikum ein Recht hat, einen Schriftseller darüber zur Rede zu setzen, dass er für gut gesunden, sein Werk, oder sein Werkchen drucken zu lassen, ist noch gar nicht ausgemacht. Der Billigkeit nach, hat es der Autor lediglich mit seinem Verleger zu thun. Hat ein junger Mensch Muth, ich möchte beinahe sägen, Schwachheit genug, sich mir den verführerischen, Armut bringenden Dirnen in einen vertrauten Umgang einzulassen , und der Sofier Gutherzigkeit genug, die Abkömmlinge dieses — nicht verbotenen, nicht straf baren, nicht ärgerlichen, sondern blos für den Dichter verderblichen Umganges in Schutz zu nehmen; gut! wer hat dagegen was einzuwenden? Wollte man sich aber darüber beschweren, dass hier und da einer seine Paar Groschen hingegeben, und sich in seiner Erwartung von dem Büchelchen, betrogen gefunden; der mag sich damit trösten — nicht dass er einen jungen Dichter dadurch aufgemuntert, der einst seinem Vaterlande Ehre machen, der Tugend das Wort reden, und eine Geisel des Lasters werden kann; Qui quid sit pulchrum, quid lurpe, guid ulüt, quid utile, quid non Plenius ac melius Chrgsippo et Crantore dicte. Nicht doch! so denkt man in Utopien; sondern, dass er vielleicht einem ehrlichen Handwerksmanne, der die Welt nicht kennet, und einem Poeten eine Kleinigkeit geborget, zu dem Seinigen verhelfen; wem aber dieser Trost nicht wesentlich genug ist, der bedenke, dass er den Verleger durch diese kleine Beisteuer vielleicht den Kunstgriff ersparet, sich durch wichtigere und unentbehrlichere Werke, als durch — was soll ich sagen? — recht französische opera comiques, wegen des erlittenen Verlusts schadlos zu halten. Ich bin, u. f. w. Lieder. I. Der Dichter. Die schönen Mädchen waren Mir in den jungen Jahren Die feuerreichsten Musen: Ich sang und pries die Liebe; Allein in Phyllis Busen Erweckt ich keine Liebe. — Mein muntrer Geist veraltet, Der Liebe Glut erkaltet; Itzt muss der Saft der Reben Mir Munterkeit und Feuer Zu frohen Liedern geben; Dann tönet meine Leier. Nun soll euch spröden Schönen Kein Liedchen mehr ertönen! Ich sing aus Dank dem Weine, Den ich nach Wunsch geniesse — Doch, Mädchen! — hört! ich meine, Noch säng’ ich auch für Küsse. II. Auf eine kleine Schöne Leyer, töne Meine Schöne! Wie sie, schön und klein, Soll diess Liedchen sein. Eine Miene Der Blondine Giebt mir itzo schon Meinet Liedchens Lohn. Sie hat Züge In der Wiege Schon voll Reitz und Scherz Für ein jedes Herz. Ja, ihr Blühen Hat, im Fliehen, Amor nur erblickt, Und ward selbst entzückt. Kehret wieder, Ries er: Brüder, Seht! wie prangt voll Zier Dieses Blümchen hier! Venus hätte, Ja, ich wette, Eris Apsel nie, Sähe Paris die. III. Das Kind. Lieber grüner Wald, Du, der Nachtigallen Freyer Aufenthalt, Findest Wohlgefallen, Wenn mein Lied erschallt. Als ichs an den Weiden, Voll von füssen Freuden, Jüngst sang, wards so bald Von dir nachgelallt. Als ich Blümchen brach. In dem Rosenhaine An dem Silberbach, Und beim dunkeln Scheine Mir den Finger stach; Drangen mir die Schmerzen Bis zu meinem Herzen, Und du klagtest nach, Was ich weinend sprach. Voll Empfindlichkeit Klagt’ ich meine Schmerzen Meiner Schwester heut; Aber durch ihr Scherzen Ward mein Weh zerstreut. Wald! wir klagten beide — Jetzt bin ich voll Freude: Statt der Traurigkeit, Sei nun auch erfreut! IV. Der treue Betrögen Aglaja wie? Nur immer scherzen? Du fühlst im Herzen Die Liebe nie? Ost hörest du In stillen Hainen Mich klagend weinen, Und lachst dazu? Jetzt, Schäferinn Jetzt soll ich schweigen: — Doch dir zu zeigen, Wie treu ich bin: Cytherens Sohn Hat seinen Bogen Streng angezogen, Und droht dir schon. Entfleuch, entfleuch Dem schnellen Pseile. — O folg’! ich eile Hier ins Gesträuch. Ich werde dich In diesen Hecken Geschwind verstecken; Nur küsse mich. V. Auf des Herrn F. kleine Tochter. Huld und Grazie bekrönen Dieser Kleinen Angesicht, Und die schönsten unsrer Schönen Gleichen ihr an Anmuth nicht. Jedem Auge, voller Leben, Blicket Freundlichkeit hervor; Muthwillvolle Scherze heben Schon die junge Brust empor. —— Itzo flösst ihr kindlich Spielen Freude jedem Herzen ein; Aber ach! was wird man fühlen, Sollt’ einst diese spröde sein! VI. Der Beklagenswürdige. Seht, da kommt sie — welch ein Angesicht! Schöner blüht die Ros’ im Frühling nicht! Welch ein mildes Roth die Wange schmücket! Welcher Liebreiz aus den Augen blicket! Welch ein Lächeln auf dem Munde schwebt! Welche Zärtlichkeit in allen Mienen! Wie entzückend sich der Busen hebt! Nie ist ein so schönes Mädchen mir erschienen. Sagt mir! Könnt ich diese Schönheit sehn, Ohn’ um ihre Küsse sie zu flehn? Und an ihrem Busen mich ergötzen Für das grösste Glück der Welt nicht schätzen? Nein, schon wallte mir ein füsser Schmerz, Der, o Wunder! quälend mich entzückte, Durch mein voll Empfindung hüpfend Herz, Als ich einsam sie am Silberbach erblickte! Doch, bezaubert gleich ihr schön Gesicht, Fühlet doch ihr Herz die Liebe nicht. Ich entdeckte weinend ihr mein Sehnen; Und ihr Herz erweichten keine Tränen — Neulich stahl ich kühn ihr einen Kuss; Gleich schlug sie die schönen Augen nieder, Ward wie Purpur, und floh’ voll Verdruss Fern aus meinen Augen : o! beklagt mich Brüder! VII. Der Trost. Wie lieblich hüllt mich dieser Hain Bey schwüler Luft im Kühlen ein! Noch zeigt er mir die holde Zeit, In der ich nichts als Freude fühlte. Umhüllt von seiner Dunkelheit, Im Klee mit meinem Schäfchen spielte. Ja, diess war, als ich zart an Jahren An Unschuld meinem Schäfchen glich; Da meine Freuden kindisch waren, Und froh mir jeder Tag verstrich. Bald lockte mich ein Blumenthal, Beglänzt vom roten Morgenstrahl, Und von der Nacht mit Thau benetzt; Da stand ich, mit entzückten Mienen, Von Farben und Geruch ergötzt, Oft noch, vom Mittagsstrahl beschienen, Geschützt vom Schatten dicker Bäume, Entschlief ich dann im Klee gestreckt; Und oft, getäuscht durch füfse Träume, Bis mich die Nachtigall erweckt. So schlichen Tage lächelnd hin: Mich liebte jede Schäferinn, Und nannten mich ihr holdes Kind, Oft baten sie, ein Lied zu fingen, Ich sang — da eilten sie geschwind. Die schönsten Blumen mir zu bringen; Und wenn ich fass im Schoos und spielte. Bekränzten sie mein fliegend Haar, Und fragten küssend was ich fühlte? — Ach! nichts, als dass ich fröhlich war. Ist diese schöne Zeit gleich hin, Liebt mich nicht jede Schäferinn; Ist doch mein Herze nicht betrübt. Nur einer von den holden Küssen, Die Phyllis Rosenmund mir giebt, Kann schon den herbsten Gram verfüfsen; Und sagt nicht jeder ihrer Blicke, Dass mir ihr Herz ganz eigen ist? Fürwahr, nichts gleichet dessen Glücke, Den Phyllis liebt, den Phyllis küsst. VIII. Schwärmerei. Wie zärtlich feuszt die Nachtigall! Gewiss, sie klaget der Natur Des Weibchens Tod; ihr füfser Schall, Voll fanfter Wehmut, füllt die Flur. Sie ladet mioh zu feufzen ein: Ich fühle mit ihr ganzes Weh; Ich fühle durch ihr Lied die Pein Vermehrt, in der ich selbst vergeh! Zu welcher Qual ward mir die Luft Die ich für unvergänglich hielt, Die ich jüngst an Aglajens Bruft In füsser Trunkenheit gefühlt. Ich meint’, als mir ihr Mund gelacht: Die schön, gleich Huldgöttinnen, sei, Die wär’ auch von des Todes Macht, Gleich Huldgöttinnen, ewig frei. Itzt gehn die Tage finster hin, Der schönen Augen fanftes Licht, Das mild, wie Frühlingssonnen, schien, Erhellt nun meine Seele nicht. — Mit süfser Stimme, Sängerinn, Erlinderst du dir deinen Schmerz: Mir ist die Lindrung nicht verliehn, Denn stummer Gram zernagt mein Herz. IX. Der betrogene Alte. Ohöre, Freund, die schlaue List! Ich sprach zu Venus Sohn: Nun trotz ich deinem Drohn, Der du den Jüngern schrecklich bist, Betrügst dich, wenn du meinst, Dass meiner Brust, wie einst, Dein leichter Pfeil gefährlich ist. Gleich flog er zu Belinden hin, Schofs aus dem Hinterhalt, Wo stolz der Busen wallt; Jetzt hier, wo Rosenwangen blühn, Und itzt aus Auj‘ und Mund; Doch ward mein Herz nicht wund; Der Pfeil zerbrach, diess ärgert’ ihn. Der kleine Kriegsgott verschwand, Sein Köcher war nun leer. Doch sieh! jetzt taumelt her Ein Kind, den Becher in der Hand, Bekränzt, wie Bacchus schön, Und kann berauscht kaum gehn: Der Schalk! wer hätt’ ihn so erkannt. O Alter, den der Wein ergötzt, Sprach er, nimm, schlurf ihn ein! Ich thats. — Nun spotte mein, Sprach er; wenn dich kein Pfeil verletzt. So fühle meine Kraft In diesem Liebessaft, Er floh, und ach! ich liebe jetzt. X. Der Beglückte. Ha! die stolzeste der Schönen, Sah ich nach fruchtlosen Sehnen Endlich voller Gütigkeit; Sie, die meine Zärtlichkeit, Meine Seufzer sonst verhöhnte, Die kein Lächeln, keinen Blick, Keinen Kuss mir sonst vergönnte; Die gestand mir selbst mein Glück, Als ich voller Liebessorgen Tief in Dunkelheit verborgen Jüngst nach einem schönen Tag An die Spröde denkend lag, Rief ich: grausame Belinde! Seufzend und voll Bitterkeit: Und sieh! wie ein Traum geschwinde Stand sie da, zum Kuss bereit. Ja, ich habe dich betrübet, Sprach sie, zärtlich doch geliebet; Olm’ erst deine Treu zu sehn, Wollt’ ich dirs nur nicht gestehn. Lauschend hinter diesen Zweigen Hört’ ich, was dir itzt entfiel; Nur ein Seufzer konnte zeigen Dein zu zärtliches Gefühl. Doch, kaum hatt’ ichs recht vernommen, Als ich schon, von Lieb’ entglommen, Selig, selig bin ich! schrie: Dieser Schall verscheuchte sie. — Und, o Jammer! mit Belinden Sah ich, als ich aufgewacht, Freud’ und Seligkeit verschwinden. Wie nach einer Hochzeitnacht. XI. Sehnsucht nach dem Frühlinge Holder Frühling! kehre wieder, Und belebe die Natur! Gieb der Nachtigall die Lieder, Und die Blumen gieb der Flur! Gieb das Grün dem Thal und Hügel, Und den Wäldern schenk’ ihr Haar, Gieb den Zephyrn ihre Flügel, Und die Freude ruf ins Jahr! Dass Hirtinnen dann und Hirten, Um den Schlaf den Blumenkranz, In dem Schatten dunkler Myrten, Freh sich drehn im Reihentanz. — Ach! vielleicht lieft Rosalinde Mir im Aug’ dann meinen Schmerz; Billigt, was ich still empfinde, Schenkt zu Lohne mir ihr Herz. XII. An einen Freund beim Antritte des Frühlings. Die milde Frühlingssonne Erfüllt mit Lust und Wonne, Die lächelnde Natur: Es grünt der Hügel Gipfel, Es rauscht der Wälder Wipfel, Von Blumen glänzt die Flur. Nun zu des Frühlings Ehre, Im Hain die Vögelchöre, Die füfse Stimm’ erhöhn; Der schönen Mädchen Reihen, Die sich der Liebe weihen, Im Tanz sich munter drehn; Die Welt in Freuden schimmert; Was ists, das, Freund, dich kümmert? Ha! sieh wie ich vom Wein Im Antlitz schon erröthe! Auf, auf! ergreif die Flöte, Komm’ in den Myrtenhain, Und küsse bei den Tänzen! — Als Ventis einst im Lenzen Den Vater Zevs geküsst, Sprach Zevs: Wie diese Küsse, Seis ewig nektarfüfse, Wenn man im Lenze küsst. XIII. Verzweiflung eines Vermählten. Die du Leidenden zum Trost, Als die Götter Menschen flohn. Von der Unterwelt nicht flohst. Und vom ftralenreichen Thron Dem von Sorgen finstern Geist Ein ihm schmeichelnd Licht verleihst; Göttin Hoffnung! eine Wahl Von den Göttern, ach! bestimmt Mich zu martervoller Quaal; Und mein hart Geschick benimmt Meinem Elend allen Schein, Jemals glücklicher zu sein. Göttin! zeigtest du mir gleich Schätze, Schlösser voller Pracht. Zeigtest du ein Königreich, Völker unter meiner Macht; Auf dem höchsten Gipfel wär’, Meine Brust doch freudenleer. Welches Mädchen voll Gefühl Huldreich lächelt, zaubernd küsst, Sinnreich scherzt und rasch im Spiel, Braun und schlank gebildet ist, Aeugelnd glühnde Stralen schickt In die Seel’, im Tanz entzückt, Wie sich Uz sein Mädchen wählt, Ist, was zur gewünschten Ruh, Mir, nicht Gold und Güter, sehlt. Rosalinden zeigtest du, Göttin, mir! Allein o Schmerz! Fodert Anga nicht mein Herz? XIV. An eine spröde Schöne. Vom Zevs, der aus Rosenblüthen Dich zur Augenluft gemacht, Anbefohlen dich zu hüten, Hat dich Amor stets bewacht, In dem Wahne, du seist eine Von des Himmels Grazien, Die er stets, im Garten, Haine, Wies’ und Flur, um dich gesehn. Jeder muss dir, fürs Entzücken Dich zu sehn, den Sieg erneun; Einen musst du doch beglücken, Sieht der Gott den Irrtum ein. XV. An dieselbe An Schönheit ist eine Im himmlischen Reicht, An Tugenden keine Im Weltkreis dir gleich. XVI. Rosalinde wird versöhnt. Ach! du fliehst mich, Rosalinde, Verachtest meine Zärtlichkeit, Diesen Kranz, den ich dir winde, Den Flora meiner Liebe leiht! Sieh die Schlanke jener Weiden, Um die dein runder Arm sieh schlang, Als ich, voll von innrem Leiden, Ein Lied von meiner Liebe sang; Bis das Uebermaas der Schmerzen Den schwächsten Ausdruck mir benahm, Und ich, stumm, an deinem Herzen Geschmiegt, von Zähren überschwamm. Ruse diese Stunde wieder; Wie neidenswerth war da mein Glück! Huldreich fast du zu mir nieder, Und Mitleid stralte jeder Blick. Ja, wie deine Rosenlippen Mein keusches Flehen mir gewährt, Hat die Echo dieser Klippen, Der Mond und jener Wald gehört. Horche, traurig rauschts im Haine; Ich seufz’ und Echo seufzet mit, Wehmut herrscht in Lunens Scheine; Denn alle rührt mein klagend Lied! Du nur willst mich nicht erhören, Du hörst des Treuen Ach! mit Lust. Was erblick’ ich? Stille Zähren! — Ein Seufzer hebt dir deine Brust! Diess soll Hain und Echo wissen; O sage lant: dein Herz ist mein! Unsre Liebe soll durch Küssen Vor Lunens Antlitz sich erneun. XVII. Der ich für langer Weile nur Den Freyer spielte, Den Schönen Lieb’ und Treue schwur, Und keine fühlte; Der ich, war eine Schöne nah, Gleich schien zu lieben, Doch nur, bis ich die andre fah, Der treu geblieben; Ich schwöre jetzt: — es braucht nur Muth, O junger Freyer! Die Schöne fühlt, so kalt sie thut, Der Küsse Feuer; Und Suada stehet jedem bei, Ist er nicht blöde; Nie blieb nach Kuss und Schmeichelei Mir eine spröde — Doch ja! ein Mädchen jung und schön, Dabei empfindlich, Hab‘ ich erstaunend jüngst gesehn Unüberwindlich. Diess ist bei Kuss und Schmeichelei Mir spröd geblieben, Bis mir ein Seufzer voll Verdruss Den Traum vertrieben. XVIII. Wiederrus. Jenes Lied; ihr milden Schönen, Jenes Lied, mein stolzes Höhnen, Lass ich reuevoll eurer Wahl; Euer Wille solls zu Flammen, Solls zu Wind und Flut verdammen; Nie vermehrs der Lieder Zahl. Nie hat ein treuloser Freyer, Unverschämt ein Ungetreuer, Seine Lader so bekannt: Nicht von Musen mild begeistert Sang Ichs, nein, vom Zorn bemeistert Da die Seele mir gebrannt. Kuss und Gunst ward mir entzogen, In der Hoffnung so betrogen, Sprecht, was hätt’ ein Held getan? Musste Trojens Brand Helenen Mit dem Gatten nicht versöhnen? Ich sieng nur zu spotten an. Aus Cytherens Tempels Stufen Knieend will Ichs wiederrufen, Ich, mit mir ein Jünglingschor; Gäbe nur zum Lohn der Lieder Kuss und Gunst mir diese wieder, Die zum Günstling mich erkohr. ODEN. XIX. An den Hrn. Prof. Ramler. Odu, dessen Lied vom Olymp Cytheren Rings in Ambradüften und Licht herabruft, Und dem kalten Busen des Marmorbildes Leben einhauchet; Bald mit Inon felsab zum blauen Abgrund Voll Verzweiflung stürzt; mit der neuen Göttinn Bald von Freude trunken dem Meer Beherrscher Lobgesang tönet: Der du immer grünende Lorbern fammelst In den Wäldern, wovon der Römer Sänger Seinen Schlaf umkränzt und den Sängern jeder Afterwelt vorsang; Eine Krone, glänzend wie Sonnenstrahlen, Vom Apoll empfingst: weil du kühn zum Fluge Welcher nur Unsterblichen glücket; in des Äthers Gefilde Flogst, dem Römer nach, und o Ruhm! den stolzen In den Fesseln Teuts, ihn und seine Leyer, Ein Geschenk Teutoniens Musen brachtest; Glücklicher Ramler! — Auch mir gab Melpomeneus Huld die Laute; Doch auf Lithuaniens kalten Höhen Wild erwachsen rühr’ ich sie roher, als der Nordwind erbraufet. Lehre mich, o Meister der deutschen Leyer, Lehre mich ein Lied dir nachlallen! Sing' ich Je ein Lied der Ewigkeit, ist es dir ein Ewiges Danklied. XX. Aus des Prinzen Heinrichs Ankunft zu Königsberg, nach einer hebräischen Ode. Richte dich stolz auf, und glänze, du Stadt des mächtigen Königs! Stralend leuchtet dir zu das Licht von Mitternacht kommend, Jener Stern, der von Morgen dem Niedergange zuflieget; Deine Zierde, dein Ruhm, der Held, der glückliche Weise! Sei willkommen, o Sohn glorreicher Monarchen! willkommen! Der du Fried selig dein Antlitz den Nordbewohnern enthülltest, Um den Fruchtbaum des Friedens in quellreiche Gründe zu pflanzen! Ewige Liebe für dich entglomm in unseren Seelen; Könige sahen dich an in deiner Hoheit und staunten: Heinrich, der ganze Geschwader in Tagen der Feldschlacht erschreckte, Zehn ihn umringende Tausende stets mit wenigen jagte, Dieser ergötzt, mit Oele gesalbt, uns itzund am Frieden! Diesen seligen Tag wird Königsberg ewiglich seiern! Gross ist er ihr in ihren freudehallenden Mauern, Schmückt ihn mit unvergänglichem Schmucke! Friederichs Bruder, Heinrich, Borussiens Herren ein weiser, tapferer Feldherr, Dem, der deine Schiffsfahrt durch wilde Fluten beschützet, Sagen wir frommen Dank! Er gebot gesendeten Winden, Keine türmende Woge durch stürmisches Wehn zu erheben; Sanft in die Segel flatternd begleiteten sie dich zum Ufer. Gross und rein ist die Wonne, die du, Geliebter, uns brachtest; Du verläffest die Thore der Stadt und Wonne verlässt sie! Freude begleite dich vor das Antlitz des mächtigen Königs, Dann geniefse die glücklichste Ruh in den spätesten Jahren! XXI. An Herrn Mendelfohn. Allauslöschend verschont, Mendelsohn, dick die Zeit, Der du, ewig zum Ruhm von dem Unendlichen Auserkohren, die Todsfurcht Von den Menschen vertilget halt. Welchen heiligen Trost leihest du jeglicher Seele, welche, zu stolz sich mit vergänglichen Erdengütern zu täuschen, Nach Unsterblichkeit stets sich sehnt? Spielend nähert sie sich einem erquickenden Quell auf einem, durch dich, blumenbesäten Pfad, Trinkt Unsterblichkeit ein, und Segnet den, der den Weg gebahnt. Labyrinthe voll von Dornen verhüllten vor Menschenaugen den Quell. Deine Mitbrüder sahn Sie mit schauernder Furcht; dich Zog der edelste Muth hinein. Unbewaffnet verirrt hält dich der blinde Neid, Überrascht dich des Siegs sicher; doch fruchtlos! dir Ist die Wahrheit ein Leitstern: Von Minervens Aegid beschützt, Gehst du glorreich einher. Cerberus heiseres Bellen scheuchet dir vom Antlitz die lächelnde Sanftmut nie; steigt sein Odem Ihm vom Rachen gleich giftesvoll. Deinem ewigen Ruhm raubt er den Glanz doch nie Voll der edelsten Lust, himmlischen Göttern gleich, Sich unsterblich zu sehen, Jauchzen Seelen dir ewig zu. XXII. Klagen. O du blumigte Flur, dämmernder Myrtenhain, Bäche, Thäler und Höhn, wo ist der stille Reiz, Der hievor mir ins Herz sanftes Entzücken goss? Welche Traurigkeit deckt euch nun? Seufzend irr’ ich umher, suche mit scharfem Blick Die Gebüsche durch; doch Lalagen find ich nicht. Ach! Sie atmet nicht mehr! Ach! die Natur hat nichts Für mich reizendes, nur den Tod. Denn, von Zärtlichkeit und Sehnsucht beflügelt, schwang Sich mein Geist zu den Höhn glänzender Himmel auf, Ich sang Lalagen, o Himmel! voll Wonn’, ich sah Ihre Seele, vom Leib enthüllt, Majestätischer schön, minder doch stolz, als hier Auf der Unterwelt, und sie sah mich — Zärtlicher Sieht die Mutter den Sohn nicht, der verbannet ins Elend sich nun von ihr entfernt, Wenn sie segnend ihn küsst, selber untröstlich vom Aug’ die zitternde Zähr’ abwischt und Gleichmut ihm Zuspricht; rührender mahlt Schmerz und Mitleiden sich Auf ihr mütterlich Antlitz nie, Als von jeglichem Zug dieser Verkläreten Schönheit, Mitleid und Schmerz rührend vorleuchtete; Huldreich trat sie einher, schloss mich in ihren Arm, Und wie füfs war der Silberklangt: „Trockne, Theurer! ach! trockne die Zähre, die „Mir dein Auge nun weint. Hier wirst du Seligkeit ,,Die kein Geilt in dem Staub kennt mit nur theilen, mich „Ewig treu, und dein ewig sehn. XXIII. Das Landleben. Beglückt wer ohne Stolz und Neid In stillen Fluren lebt, Wo über Wahn und Eitelkeit Sich seine Seel’ erhebt. Der nicht, gleich Thoren, Schätze sucht. Dem Lämmerwo’l‘ ein Kleid, Und Speise felbstentfprofsne Frucht, Und Trank ein Quell verleiht. Kein Kummer, keine Traurigkeit Durchnaget ihm die Brust; Ihm bringet jede Jahreszeit Im Schosse neue Lust. Ihm breitet Ceres auf das Land Der Aehren taumelnd Grau; Ihm säet Florens milde Hand Die Blumen in die Au. Wie füss ist seine Lust, wie rein Die Freude, wenn er sieht, Wie dort am schattenreichen Hain, Der Rinder Hause zieht; Um jenen Bach, Sin grünen Thal, Die Lämmerheerde streift; Im Garten hier, am Sonnenstral Die Gipfelsrucht ihm reist; An jenem Stamm, entlaubt ein Ast Voll bunter Aepsel hängt, Und dort die Rothe Traubenlast Den schlanken Weinstock renkt? Wenn Winters Au und Thal entgrünt, Wo mehr kein Schäfchen geht, Gedrückt von Eis kein Bach mehr rinnt, Der Garten öde steht; Geniesst er in der Gattin Arm, Was ihm sein Fleiss gebracht; Und nährt den zarten Kinderschwarm, Der um ihn hupst und lacht. Wenn über ihm die stille Nacht Den blauen Himmel sternt, Und er im Sternenlauf die Macht Des weisen Schöpfers lernt; Da steht er oft voll Trunkenheit, Und denkt der Gottheit nach, Und fühlt zum Glanz der Ewigkeit Sein sterblich Aug’ zu schwach. Ost zeuget seiner Leyer Klang, Die durch die Schatten tönt, Wie seine Seel’ im Lobgesang Entzückt, nach Gott sich sehnt. XXIV. Flehen eines Liebenden. Gott der Sonne, der du dereinst, Uür Leukothoens Reiz liebender Sehnsucht voll, Von dem frühesten Morgen an Unverwendet den Blick immer ihr zugekehrt, Und mit zaudernden Schritten am Sonnenwagen den Tag weltendurch leitetest, Doch für traurige Sekulen Jede Stunde der Nacht hieltest, ach Delius — Heilig sei dir die zärtliche Thräne, welche dem sich sehnenden Jünglinge, Fern von seiner Geliebtesten, Sein vom Harme verbleicht Antlitz herunterrollt. Heilig sei dir ein jeglicher Seufzer, welchen er vom liebenden Busen auf Zephyrs Flügeln zur Schönen schickt. Schneller als auf dem Flug eilender Blitzeschnell Wie bei Lauren in seliger Lust Monate mir fliehen, lasse die Stunden nun Mir verschwinden in Einsamkeit; Hier wo Sehnsucht und Gram ihre nachseufzende Wohnung um mich ausschlugen, wo Sorgennebel den Glanz jegliches Tages mir Raubt, und schauernde Dunkelheit Nächte decket. Allein hemme den Laus der Zeit, Wenn ich, Göttern gleich, selig, von Meiner Lauren umarmt , Wollust und Seligkeit Rings um mich her verbreitet sei; Und stets sei die Natur heiter um uns, wenn wir Seel’ in Seele zerflossen vom Morgens singenden Chor beide gelocket, durch Blumenfluren und Thäler gehn, Dankbar will ich, wenn du uns den geselligen Frühling wieder herbringest, mit Florens Erstlingen dir deinen Altar bestreun, Und im Herbste dir giessen die Erste Schaale voll Most; seiernd dir huldigen, Wenn du hineilst in Thetis Arm, Und im Lied dich erhöhn, wenn dich der Morgen weckt. XXV. An die Hoffnung. Von den Armen der zärtlichsten Aeltern wand ich mich los, trunken von Hoffnung, Gold Zu erwerben, vergass ich dich, Vaterland, und das Glück jeglichem liebenden Freunde immer mich nach zu sehn, Schätzt ich nicht mehr — und schnell folgten dem füssen Rausch Bittre Seufzer! Mein Fuss betrat Kaum die blühende Stadt Preussens, die sich voll Stolz Am besegelten Hasen thürmt, Und ins friedliche Thor handelnde Völker zieht; Zeigt’ ein Goldes Verlust mir schon, Wandelnd Erz sei kein Quell steter Zufriedenheit. Ich Unglücklicher! jammert’ ich, Irre Jetz und im Land’ Armut beschwert umher, Den mich liebenden Aeltern sern, Ohne Ereund, und des Volks Sitten unkundig noch, Und war schon der Verzweiflung Raub; Als vom Himmel mit Huld eine mitleidige Gottheit auf mich herunter sah, Meinen Schritt nach Berlin leitet, und hier dem Schutz Des durch Weisheit Verewigten Meine Jugend empfahl. Hier in der blühenden Künste Pflanzstadt hat Seligkeit Ihren Tempel erhöht, mitten im Lorbeerhain. Ich erblickt’ um den Tempel rings Musengünstlinge, die, Blumen um ihren Schlaf Windend, sorglos umwandelten. Meine Seele war stolz, die tu beneiden, und Weihte jeglicher Kunst sich ein. O wie hold war mein Glück, als es, sein lächelndes Antlitz wendend, vom irrigen Weg zu kehren mich zwang; nimmt einst das Jünger Chor Dieser Seligen mich mit auf! — Hoffnung, ja, du verheis’st mir es! O Schwester des Schlafs, die Trost den Unglücklichen Noch zulächelt, ob ihm nächtliches Seufzen schon Jeden Schlummer vom Auge scheucht, Und die Seel’ itzt ein Raub wachender Qualen ist; Die du huldreich mir jeden Gram Nun verfüssest! wenn ja Flehen der Sterblichen Dich bewogen, erhöre mich! Dass mein Vater nicht mehr innigst verwundet ob Mein verzweifeltes Wohl, nicht mehr Meine Mutter, das Aug’ weinender Sehnsucht voll. Ob des Lieblings Abwesenheit Seufze. Himmlischen Trost lispele, wenn ihr Aug‘ Wachet, ihnen zu; wenn ihr Aug‘ Sanst im Schlummer sich schliefst, schicke den leichtesten Vom Gefolge der stillen Nacht, Dass ihr wachsamer Geist meine Gestalt in ihm Sehe, wie, voll von kindlicher Lieb‘, auf Fittigen ich ihnen entgegen flieh Andromeda, eine Kantate. Vorerinnerung Die Fabel der Andromeda ist zwar aus dem Ovid jedem bekannt; weil ich aber in vielen dem P. Korneille gefolget bin, so will ich sie kürzlich erzählen, Kassiope, Andromedens Mutter, zog, durch Eitelkeit und mütterliche Liebe verführt, ihre Tochter den Nereiden an Schönheit vor, und sagte ihnen eines Tages ins Gesicht: Ist eine unter euch, ihr Nymphen, die diesen sanften Reizen nicht weichen muss? Hierdurch fanden die Meergöttinnen sich höchst beleidiget; und klagten bei ihrem Beschützer Neptun über die Beschimpfung, die sie von einer Sterblichen erlitten hatten. Es kam so weit, dass, sie zu rächen, die schöne Andromeda von einem ungeheuren Drachen zerrissen werden sollte. Sie ward auch schon nackend an den Fels angebunden; der Drache erschien; allein in diesem Augenblicke flog Perseus auf dem beflügelten Pferde diese Gegend vorüber. Der Anblick rührte ihn; er befreyete die hülflose Schöne, und foderte ihr Herz zu Lohne. Nichts ward ihm abgeschlagen: als sie aber in den Tempel zur Vermählung gehen wollten, erschien Jupiter, und nahm beide in den Himmel, wo sie, in Sterne verwandelt, noch bis itzt glänzen. Andromeda. A r i e. Andr. Erspare, treues Chor, Dein Klagen und dein Flehn; Dich hört kein Götterohr. Zum Opfer ausersehn, Bin ich am Felsen hier gebunden. Ach! Trost and Hoffnung find verschwunden! Erspare; treues Chor, Dein Klagen und dein Flehn; Dich hört kein Götterohr. Schaut das Nereidenheer! Schaut, wie stolz sie übers Meer Ihre Häupter hoch erhöhen! Rachsucht zog sie aus den Grotten, Meine Qualen zu verspotten, Und entstaltet mich zu sehn. — Sie fliehen mit erschrockenem Blick Vor dem erregten Sturm zurück? O wehe! welches Ungeheuer! — Die Augen glühn, es athmet Feuer — Es bäumt sich — reisset auf den Rachen — Eine Stimme. All‘ ihr Ünsterblichen, Ist für Andromeden ein Schutzgott unter euch? Das Chor. Ach Phöbus, holde Cythere, Diana, Göttinn der Nacht, Und du, Beherrscher der Meere, Hat sie nicht stets euch zur Ehre Den reinsten Weihrauch gebracht? Eine Stimme. Ach ist im Götterreich Kein Herz zu Mitleid weich? Das Chor. Zevs, ach du erschüfest sie schön, Doch sie dankte dir es vergebens, Büsst sie mit Verluste des Lebens I hrer Mutter eitles Vergehn! Andromeda. Verbirg mich, o Erde! Sie fliegt aus mich, die Brut — Fels stürz’ ein und werde Mein Grab — sie kommt — ha! welche Wut — Bald klebt an ihren Klauen mein Blut — Welcher Anblick, ihr Götter! ein Held In den Lüften auf fliegendem Pferd, Kühn und trotzig wie Mavors! er fällt Auf den Drachen mit drohendem Schwerd! Das Chor. Helft o helft ihm, ihr himmlischen Mächte, Giesst ihm siegende Kraft in die Rechte, In die Seele nie wankenden Muth! Andromeda. Der fürchterliche Kampf beginnt, Er flieht, er schlägt — der Drache schwellt — Die Flammen strömen — weh mir, Held! — Wo ist er — tödtet ihn die Glut? — Das Chor. Dein Schutzgott kämpft für dich! nun rinnt Mit Gift vermischt das schwarze Blut, Das Ungeheuer unterliegt — Andromeda. Triumph! mein Retter hat gesiegt! — Arie. Erstaunen und Freude, Ach mässigt euch beide, Und tödtet mich nicht! Ach lasst mich ihm danken, Dem Gütigen danken, Der meine Fesseln zerbricht. Es haben die Götter Mein Flehen erhört, Mir diesen Erretter Vom Himmel gewährt. Und Wehmut und Leiden In Wollust und Freuden, Allgütig verkehrt. Erstaunen und Freude, Ach mässigt euch beide, Und tödtet mich nicht! Ach lasst mich ihm danken, Dem Gütigen danken, Der meine Fesseln zerbricht. Glücklicher Göttersohn, Dir verdank ich mein Leben! Nenne den Siegeslohn, Und er wird dir gegeben. Sprich, — und aus jeglicher Höhe, Steht ein prächtiger Dankaltar, Jeglichen Tag, den ich sehe, Bring ich festlich dir Ambra dar. Pu willst mein Herz zu Lohne? Mein Herz, das dir entgegen schlagt! O nimm es! nimm die Treue, Die Cepheus dir entgegen trägt. An diesem Tag, der meine Zähren, Der deinen Kampf und Sieg gesehn, Will ich dir stete Liebe schwören, O lass uns in den Tempel gehn! Das Chor. Tag, der trauervoll begann, Freudetrunken sollst du enden, Zündet Hochzeitfackeln an, Eilet, Becher auszufpenden! Schmückt den Sieger, schmückt die Brant, Mit den schönsten Blumenkränzen; Drehet euch in Reihentänzen, Singet Hymnen, singet laut! Andromeda. Merkur, mit einem Lorbeerkranze, Fliegt, dich zu krönen, her! O Wunder! in dem Götterglanze. Erscheinet Jupiter! Geschmückt mit königlicher Krone, Die stolze Königin, Urania mit ihrem Sohne. Und alle Himmlischen begleiten ihn! Mit lautem Silberton, Der durch die ganze Lust Sich wirbelt, ruft Der Maja Sohn: Perseus und die er erwählet, Werden im Himmel vermahlet, Sind der Unsterblichkeit werth, In den olympischen Fernen, Glänzen sie bald bei den Sternen Werden mit Opfern verehrt. Sie winken — wir werden Mit Stralen geziert — Erstaunen! wir werden Gen Himmel gesührt! O stimmet Lobgesang, ihr Chöre, Singt meinen göttlichen Freund, Der einzig Werth der Gottheit Ehre Mich gütig mit sich vereint. Wenn ihr in stillen Nächten Und bei den Sternen glänzen seht; So kniet und dankt den Mächten Die zum Olympus uns erhöht! Und stimmet Lobgesang ihr Chöre! etc. Zwey Stimmen vom Chor. Höchste! euer Zorn besiehlt, Und aus unsre Schedel zielt, Ein zerschmetternd Donnerwetter! Doch wir slehn, und Gnade spricht Zu dem Donner: Schalle nicht! Gross ist eure Huld, ihr Götter! Alle. Schien uns nicht Andromeda Schon dem schwarzen Stixe nah, Und ihr Untergang beschworen? Doch in einem Augenblick Floh die Furcht, sie ward, o Glück, Zu dem Götterstand erkohren! Anhang zu den Gedichten eines polnischen Juden. Mietau und Leipzig, bei Jakob Friedrich Hinz. 1773. I. An Curonia. Irrt mein trunkener Blick? ich sehe Götter! Ja! den grossen Apoll, und all die Musen: Um Minerven der Künste Ganzes anmuthiges Heer! Trägt das stolze Gespann am Sonnenwagen Diese himmlische Schaar gen hoh’n Olympus ? Seh’n sie stolz im Triumphe Ach! auf die Erde zurück? Heil, Curonia, dir! Von deinen Hügeln Steigt auf Silbergewölk, sie zu begrüssen, Götterfreuden im Antlitz, Eilig dein Genius auf! Heil dir, seliges Land! sie steigen nieder Auf die grünenden Höh’n gekrönt mit Segen! Und in sei’rlichen Tönen, Tönt durch die Wälder umher: „Sei gegrüsset, o Land, das Fried und Freiheit, „Doch dem ehrenen Mats an Helden fruchtbar, „Und Teutoniens alte „Sitten und Tugenden liebt! „Wo nie eh'liche Zucht Unkeuschheit störte, „Kein ausartendes Kind die Mutter schändte, „Unbelohnt nie die Tugend, „Straflos kein Laster erschien! „Wo in seinem Gebiet sich jeder Anherr, „Seinem Völkchen geliebt, ein König dünket, „Diesem väterlich Nahrung, „Schutz und Gesetze vertheilt! „Ceres fand in dir längst die vollsten Aehren, „Und Diane die Lust am Gemsenjagen ; „Forthin finden wir alle „Unsere Lust in dir blüh’n! „Sieh! die Jünglinge, die, der Trieb zur Weisheit „Deinen Gränzen entführt, die kehren wieder, „Mit den lieblichsten Blüthen „Jeglicher Weisheit gekrönt ! „ — — Welche Stissigkeit strömt in meine Seele! Heil mir Glücklichen, Heil, dass ich es hörte! Doch wie glücklicher, Götter, Wenn mir das Schiksal vergönnt, Säng’ ich sorglos dereinst in diesen Fluren Jedem Anherrn beliebt, des Landes Töchtern Freundschaft, Zärtlichkeit, Treue, Liebe zu Tugenden vor! II. Schnell entschlüpfet der Tag liebenden Jünglingen Mit der Ewigkeit Flut, wenn sie gedankenlos, Voll der weichlichsten Wollust, In den Armen der Liebe ruhn! Süss ist ihnen die Lust; aber entnervender Als der Opiumgeist, macht sie die Seele träg Zu erhabenen Taten, Unempfindlich zu höherm Reiz! Schnell entschlüpfet der Tag mir in der Einsamkeit, Wo der kühlende Wald mich vor dem Sonnenstrahl. Vor dem Blicke der Wandrer, In den nächtlich Sten Schatten hüllt Wo des Baches Geräusch jeglichen Uebellaut Meinem Ohre verbeelt, ernste Gedanken weckt, Und die Stimme der Vögel Ihnen Zärtlichkeit ein vermischt! Trunken bin ich von Lust, edler Gedanken voll! Denn hier leb ich im Geist, schnell wie die Fröhlichkeit, Ganz mein jugendlich Leben, Jede Stunde, mit Staunen durch; Geh‘ den dornigten Pfad, alle die Krümmungen, Die die göttliche Hand unsichtbar mich geführt. Von Poloniens Wüsten Zu dem Fusse des Helickons; Sehe, hinter mich hin, traurigen Thälern zu! — Ach! kein Heiligtum für Pallas und Delius, Nicht für Eine der Musen, Einen ländlichen Opferheerd; Aber, prächtig und stolz, thürmende Tempel, dem Aberglauben erbaut, himmelan dampfende Weirauchopfer der Dummheit — Sei, und schaudere scheu zurück; Schaue staunend der Kunst stralende Tempel an; Und den Göttern die Huld dankend erbebt mein Geist; Strebt mit feurigerm Eifer Diesen seligen Gipfel an! III. A n A m o r. Sohn der milden und zärtlichen Venus, Der Freundlichsten im Olymp, der du Mit Ambrosia und mit Nektar Am Mahle der Götter dich nährst; Woher kömmt dir die Grausamkeit, Amor! Dass Seufzer und Tränen dich ergözt? Oder ist es kindischer Mnthwill, Den Sterblichen wehe zu Thun? Und o! warum erwähltest du boshaft Mein fühlendes Herz zu deinem Ziel? Dass ich stets für jegliche Schönheit, Den stolzen erhabenen Wuchs, Majestätischen Gang, für die Anmut Des Lächelns mit rofenhaftem Mund, Für des Busens wallenden Liebreiz, Beschattet vom dunkelem Haar; Ach! durch Flammen, den Wenigsten fühlbar, Den Zärtlichsten kaum, verzehret ward? Und die Schönen sahen es stolz voll, Von deinem Vermögen verschönt! Jetzt entflammt mich die himmlische Psyche, Die, jung, und wie deine Mutter schön, Mit des Körpers Reize die Hoheit Der edelsten Seele vereint! Lass ab mehr mich zu peinigen, Amor, Wenn je dich des Jünglings Flehn gerührt! Und zu meiner Qualen Vergeltung, Verwunde mir Psychen das Herz! Sang ich nicht am beschattenden Eichbaum. Zur Huldigung dir mein erstes Lied? Nicht dein Lob in jeder Versammlung Vor Aller der Himmlischen Lob? Flösst ihr Kuss mir den heilsamen Balsam In meine verwundte Seele, dann Wei ich diesen lieblichen Lust Wald, Und baue dir einen Altar! IV. An den Apollo Drücket dir die Augenlieder ein ewiger Schlummer? Unsterblicher Apollo! schwächt Alter den feurigsten Gott? Der dereinst mit glänzendem Bogen, verderblichen Pfeilen, Die Frevler bald gestraft, und bald Götter mit Liedern ergözt? Der dereinst mit rauschender Leier dem römischen Sänger Das kühne Heldenlied verwehrt, Straft itzt die Jünglinge nicht, Besen blödes Aug, vom äussern Glanze geblendet, Den Musentempel angestaunt, Nie in das Innere drang, Denen keine der Musen, nicht im Traume, sich zeigte, Dass die das Amt der Kritika Ruhmlos verwaltend entweihn? Hier den Jünger krönen, dem wenige Liedchen gelungen, Und da den Lorbeer reissen vom Lorbeere würdigsten Haupt? O! zeig’ in dir wieder den ersten Musenbeschützer! Erwähl’ den Barden an der Spree, Ramler, Toutoniens Stolz; Garve, Mendelssohn, beide genährt im Tempel Minervens; Das, ach! zu kleine Meisterchor Jeder kamönischen Kunst, Dass sie, selber ewigen Lorbeers Werth, ihn den Dichtern Erteilen — aber Midas Schmach, Sei des Verwegnen Lohn, Der mit Natter Zunge den frommen Geilen gelästert! — Doch reizt der lächerlichste Thor Eines Unsterblichen Zorn? V. Opferlied. Holde Königin jugendlicher Herzen, Göttin, um die stets Zephyretten scherzen, Amor und sein Bruder flieh‘n, In den Händen Hochzeitkerzen Kelte Seelen anzuglühen; Schaue vom Olymp aus dein Opfer nieder! Dieses Täubchen mit blumichtem Gefieder, Diese junge Nachtigall, Meisterin geliebter Lieder, Purpert dir des Quells Kristall! Denn, das Lieblingspaar dieser weiten Fluren, Sie, wie Blümchen schön, die der Erd entfuhren, Und er, freundlich wie der West, Die sich stete Treue schwuren, Feiern heut ihr Hochzeitsfest! Bleib, Urania, stets an ihren Seiten, Ewig fühl’ ihr Herz deine Süssigkeiten! Lade selbst Fortunen ein, Durch das Leben sie zu leiten, Blumen aus den Pfad zu sireun! VI. Die Verföhnung. Tiefgebeugt kniet’ ich im geheiligten Haine, Vor der blonden Venus Dankaltar: Hier, o Göttin, seufzt' ich, verweil ich und weine, Büsse meiner Freunde Vergehen alleine, Bring’ zum Opfer ein gebrochen Herz dir dar! Ungalant, dies waren wir, doch nicht Verbrecher Wühlten, ach ! statt Füsser Küsse Wein, Bachus statt des Gottes mit Bogen und Köcher, Statt der Schönen Herze, das Jauchzen der Zecher, Wollten trunken, wild, nicht fanftvergniüget sein! — Rings in Ambra düsten, von Strahlen umschimmert, Ries aus Wolken Cypris Königinn: Ihr, o Sünder! habt euch an Sitten verschlimmert; Ich, euch, rächend, euer Vergnügen verkümmert! Selbst schickt’ ich den goldnen Zwietrachtsapsel hin! — Aber Jüngling! steh aus, und trokne die Tränen, Spare deinen nagenden Verdrusse! Ich vergebs euch, mit mir die gütigen Schönen! Und zu sichern Pfande von ihrem Versöhnen, Schenkt dir jede liebreich einen Lippenkuss! — VII. O Galathe, du mit den schönsten Gaben Der günstigen Natur beglückt; In der ein Geist, an Tugenden erhabnen. Den unmutsvollen Körper schmückt; — Der Arme sieht in dir mit Dankungszähren, Die holde Ceres immer mild; Der Jüngling sieht in deinem Reiz Cytheren, Der Greis die Grazie verhüllt. — Empfinden du des Tages Lust und Freuden, An dem du einst die Welt erblickt? Durch deine Freundschaft zu beneiden, Fühl’ ich sie ganz, und bin beglückt! VIII. Du, die begabet mit dem feinsten Witze, An Grazie den Huldgöttinnen gleicht; An deren Seite stets der kleine Schütze Stolz im Triumphe zeucht! — Auch er hat dich, vor allen zaubernd Schönen, In denen Reiz und Jugend sich vereint, Des besten Jünglings stolzes Glück zu krönen. Gewählt für meinen Freund! — Jeanette! nimm, nun sich dein Jahr verneuet, Den Glückes wünsch, und frühe Blumen an, Von einem Freund, den deine Freud‘ erfreuet; Dein Glück beglücken kann. IX. Mein Vater, du, mein Freund, und meine Freude, Durch den ich keinen Königssehn beneide. Mein Stolz, mein Ruhm, und meine Zier, Wie foll mein Loblied dich erheben? Mein Wohl, mein Glück, mein ganzes Leben, Verdank ich, Bester, dir! Und o! Wie soll ich meine Lust ausdrücken, Die Freuden wie, die meine Seel’ entzücken, Nun sich dein zwölftes Lustrum schliefst? Mein Vater! nur das höchste Wesen, Gott, kann in meine Seele lesen, Und weiss wie voll sie ist: Wie stets, o bald der Morgen sich verjünget. In dem die Schöpfung seine Allmacht finget, Dein Sohn in tiefster Demuth steht, Und eine lange Reih’ von Jahren, So selig, wie die sechzig waren, Für seinen Vater sieht!